Back in Germany – Das Zurückkommen

| 21. März 2012 | 0 Kommentare

Sicherlich fragt ihr euch, wie es ist wieder zurück in Deutschland zu sein. Es gab viele Dinge, die mir durch den Kopf geschossen sind, bevor ich zurückkam. Ich habe mich gefragt wie ich Deutschland nun empfinden werde. Ob mir die Deutschen ungehobelt und seltsam vorkommen und kurz hatte ich befürchtet, dass ich mit dieser im Vergleich zur japanischen, ‚unhöflichen‘ Art nicht zurechtkomme. Außerdem habe ich mir natürlich Gedanken um meine Freunde gemacht. Ob ich mich vielleicht verändert habe oder sogar sie und ob wir noch miteinander zurechtkommen. Ich muss sagen, dass meine Sorgen dazu nicht allzu groß waren, weil ich mit den meisten immer sehr regelmäßigen Kontakt hatte. Man konnte sich also nicht wirklich auseinander leben.
Ich habe mich aber auch auf Vieles sehr gefreut! Das deutsche Essen zum Beispiel! Auch wenn ich das Essen in Japan wirklich toll fand, wollte ich mal wieder etwas richtig deftiges, wie Bratkartoffeln essen. Außerdem habe ich mich total auf mein Zimmer und meine Tiere gefreut!
Als ich dann, nach einem recht langen Flug endlich zuhause war, haben mich meine Katzen sehr lieb begrüßt. Man hatte fast das Gefühl, dass sie mich wieder erkannt haben und zurzeit sind sie auch wahnsinnig verschmust und wollen überall mithin. Außerdem kamen direkt meine beiden Lieblingsfreundinnen vorbei und wir haben gequatscht, bis ich auf einmal unglaublich müde wurde. Ganz wichtig, wenn man zurückkommt: Zu einer guten Zeit schlafen gehen! Falls man mittags ankommt, sollte man mindestens bis 10 Uhr abends durchhalten. Dann schläft man richtig gut und steht am nächsten Morgen zeitig auf. Man ist dann total fit und fühlt sich bereit in den Tag zu starten. (Das gilt auch für den Hinflug).
Der erste Morgen zuhause war irgendwie witzig. Natürlich war ich noch etwas durchgedreht von dem langen Flug, der ganzen Umstellung und der Tatsache, dass ich wieder da war und so saß ich, wie sonst immer eigentlich in unserer Küche, habe mir einen Kaffee gemacht und mich mit meiner Mum unterhalten. Wir saßen relativ ungläubig voreinander und konnten nicht wirklich glauben, dass ich tatsächlich da war. Aber es war ein gutes Gefühl wieder zuhause zu sein. Es tut gut, wenn man lieb empfangen wird.
Meine Ruhe haben wollte ich eigentlich gar nicht. Vielmehr wollte ich alle sofort wieder sehen. Somit kam am Mittag meine beste Freundin vorbei und wir unternahmen eine Tour, um alle anderen mit meiner Rückkehr zu überraschen. Es war wirklich ein so toller Tag, ich bin aus einem Kofferraum gesprungen, habe mich in einem Café und hinter einer Tür versteckt. Meine Freunde haben toll reagiert und alle haben sich total gefreut mich zu sehen. Natürlich kam immer wieder die Frage: „Warum bist du nicht in Japan?!“. Das war vielleicht der Schock. Auf jeden Fall war ich so glücklich alle wieder zu sehen und wir haben auch abends direkt etwas unternommen.
Dabei haben wir festgestellt, dass sich nichts zwischen uns verändert hat. Ganz oft habe ich von ihnen gehört: „Du hast dich wirklich gar nicht verändert!“ und darüber war ich sehr froh! Weder bin ich auf einmal wie eine Japanerin, noch hat sich scheinbar mein Charakter verändert. Ich für mich weiß natürlich, dass sich viele meiner Ansichten geändert haben und manche Verhaltensweisen, aber das ist nichts Gravierendes und nichts, das vielleicht einfach so auffällt. Ich bin einfach froh, dass wir uns alle so gut verstehen, wie vorher und dass ich so lieb und sofortig wieder aufgenommen wurde. Mein Terminplan war sofort voll! Irgendwie hatte ich mir darüber auch nicht so viele Sorgen gemacht, wie gesagt, mit den meisten war ich sehr viel in Kontakt. Da hatte ich schon vertrauen, dass die Leute dann persönlich nicht auf einmal komisch zu mir sind.
Meine Bratkartoffeln habe ich auch schon bekommen und ich esse ganz viel Brot, das habe ich nämlich auch unglaublich vermisst. Genauso ist es mit Käse! Jetzt, wo ich das deutsche Essen wieder habe, bin ich doch sehr zufrieden. Ich denke ich würde schon gerne noch einmal Japanisch essen gehen aber vorläufig bleibe ich bei traditionell deutscher Hausmannskost. Nachdem man in Japan war und das Essen dort probiert hat, sollte man von Japanischen Restaurant in Deutschland auch einfach nicht allzu viel erwarten. Sushi würde ich außerhalb von Japan zum Beispiel nicht mehr essen, weil es einfach nicht so gut und so frisch sein kann, wie dort.
Natürlich gibt es aber auch Dinge, die ich vermisse. In Deutschland lebe ich mehr auf dem Land und die Umstellung von einer Großstadt, wie Fukuoka, mit 1,5 Mio. Einwohnern zu einer Minikleinstadt, wie der, in der ich lebe macht sich schon bemerkbar. Das ist aber nicht unbedingt negativ. Zum einen ist es einfach total leise. Man hört nichts von draußen und wenn man das Fenster auf macht, zwitschern einem die Vögelchen entgegen. In Japan habe ich mein Fenster direkt zu einer stark befahrenen Straße raus gehabt und man hat Tag und Nacht Autos gehört. Am schlimmsten waren die Motorradgangs bei Nacht mit ihren irre lauten Maschinen.
Allerdings ist das Schöne an einer Großstadt, dass es unglaublich viel zu tun gibt und dass man immer mobil ist. Das merke ich gerade jetzt, wo ich wieder in Berlin bin. U-Bahn, S-Bahn, Tram, Bus, Taxi usw. man kommt eigentlich immer dahin, wo man hin möchte. In einer Kleinstadt ist man entweder auf den Bus angewiesen, der einmal pro Stunde fährt oder eben darauf, dass man mitgenommen oder gefahren wird. Mein Auto haben wir abgemeldet und da ich ja wahrscheinlich nur bis April in Deutschland bleiben werde, lohnt es sich auch nicht es anzumelden. Es ist total ungewohnt für mich, nicht mehr selbst entscheiden zu können wann ich irgendwo hin fahren möchte und somit von anderen abhängig zu sein. Da das aber nur auf begrenzte Zeit so ist, kann ich gut damit leben. Auch die Großstadt mit ihrer Fülle an Aufregung, Menschen und Aktivitäten hat mir sehr gefehlt. Ich bin wohl doch mehr der Stadtmensch. Das habe ich zwar immer vermutet, aber so richtig sicher war ich mir nicht. Da haben wir schon einmal die erste Erkenntnis, die ich nach meinem Aufenthalt gewonnen habe!
Dazu kommen noch einige mehr, denn der Horizont erweitert sich bei einer Reise oder eben beim Leben in einem anderen Land schon total! Erst einmal ist man weg von seiner eigenen Kultur, lebt in einer neuen und trifft aber immer wieder noch auf andere Menschen aus anderen Kulturen und das ist total interessant.
Japan hat mich schon verändert. Ich fühle mich verantwortungsbewusster. Ich habe etwas mehr verstanden, was ich im Leben will und ich bin viel geduldiger und auch gelassener. Das merke ich ganz oft. Dinge, über die ich mich sonst aufgeregt hätte, sehe ich auf einmal gar nicht mehr so eng und wenn irgendetwas schief geht, denke ich mir immer: Naja, dann ist es nun halt so. Irgendwie passieren die Dinge einfach und man sollte sich von nichts aus der Bahn werfen lassen. Es geht immer weiter und am Ende ist immer alles in Ordnung, sonst ist es nicht das Ende.

Mit diesem wunderbaren Zitat verabschiede ich mich für heute – bald gibt es noch viel mehr über Erkenntnisse, die man im Ausland gewinnt und die Sichtweise auf manche Dinge, die man mit etwas Abstand so gewinnt.

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Kategorie: Allgemein, Julies Reiseblog

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