Dô deshita ka?
Hallo!
Der Monat ist schon wieder fast zu Ende, aber da meiner Erfahrung nach im April nochmal viele mit Erkältungen und ähnlichen Beschwerden zu kämpfen haben, soll es in diesem Post einmal um das weniger erfreuliche Thema Krankheiten gehen.
Ich selbst hatte bereits das „Vergnügen“ in einem japanischen Krankenhaus vorstellig zu werden, glücklicherweise mit einer „Dolmetscherin“ an meiner Seite. Aus diesem Anlass habe ich mich noch ein bisschen schlau gemacht, sodass ich euch hier (hoffentlich) möglichst allgemeingültig beschreiben kann, was euch beim Arzt in Japan so erwartet.
Hilfe, ich bin krank! Was nun?
Kranksein heißt natürlich nicht immer, dass gleich ein Besuch beim Arzt nötig wird. Wenn es aber dazu kommt, dass dieser Gang unausweichlich ist, ist es vielleicht beruhigend, vorab ein paar Informationen zu haben, wie das Ganze so aussieht in Japan. Es gibt nämlich doch einige Unterschiede zu der medizinischen Versorgung, die wir in good old Germany gewohnt sind.
Zunächst einmal nennt sich fast jeder größere Arzt „Klinik“. Das muss aber nicht zwingend mit unserer Konnotation von „Krankenhaus“ übereinstimmen – wobei einen das wahrscheinlich auch eher zweitrangig interessiert, wenn man akute Schmerzen hat. Aber wir machen das hier ja vollständig.
Davon abgesehen, schließen die meisten Ärzte/Kliniken um 17h! Wer krank werden will, ist also gut beraten, das vor dieser Uhrzeit zu tun. Danach haben nur noch Notfallkrankenhäuser geöffnet.
Wie in Deutschland, gibt es auch hier verschiedene Fachärzte. Soweit ich weiß, gibt es da keine Unterschiede, sucht euch also aus, was euch am passendsten erscheint.
Generell ist die medizinische Versorgung in Japan als gut einzustufen, besonders die Zahnmedizin, sodass ihr euch diesbezüglich auch keine Sorgen zu machen braucht. Ein kleines Schmankerl obendrauf: Die meisten Untersuchungen und Behandlungen sind sogar günstiger als in Deutschland. 😛
Achtung: Ich habe gehört, dass es japanische Ärzte geben soll, die die Behandlung von Ausländern ablehnen. Inwieweit das stimmt, kann ich aber nicht sagen…
Wie läuft eine Untersuchung in Japan ab?
Wenn ihr das Praxisgebäude betretet, werdet ihr im Regelfall im Eingangsbereich auf Schuhregale mit formschönen Schlappen treffen. Der letzte Schrei am Modehimmel. Wie dem auch sei, da müsst ihr durch bzw. rein – Schuhe wechseln ist angesagt, in Straßenschuhen werden Praxen nämlich nicht betreten.
Am Empfangsschalter nennt ihr euer Anliegen – wie in Deutschland auch, nur läuft es hier eben in der Regel auf Japanisch ab. Legt euch dazu vorher das nötige Vokabular bereit oder sucht euch auch jemanden, der übersetzen kann, da es gerade bei medizinischen Belangen schnell kompliziert wird. Das Personal ist aber – wie immer in Japan – sehr hilfsbereit und noch bemühter euch zu verstehen. 🙂
Bevor es in die Behandlung geht, müsst ihr einen Aufnahmebogen ausfüllen, wie man es aus Deutschland auch kennt. Eventuell erhaltet ihr auch eine Art Chipkarte von der Praxis, die ihr bei allen weiteren Besuchen vorzeigen müsst. Wartezeiten variieren sehr, je nach Arzt.
Seid ihr im Behandlungszimmer angekommen, wird euch zuerst die Frage „Dô deshita ka“ gestellt werden – man will wissen, was los ist. Jetzt kommt wieder euer Sprüchlein und der Arzt wird seine Diagnose und Behandlung starten, vermutlich auch noch einige Nachfragen stellen. Insgesamt gibt es dabei aber wenig Körperkontakt. (Mir wurde zum Beispiel nur einmal aufs Knie gedrückt, mit dem ich Probleme hatte, und dieses auch nur durch die Hose angeguckt.)
Bei mir musste auch ein Röntgenbild angefertigt werden, sodass ich von einer weiteren Kuriosität berichten kann: Beim Röntgen (und ähnlichen Untersuchungen, für die man sich eigentlich frei machen muss) werden einem (erneut todschicke) Kutten (Hosen und/oder Oberteile) zur Verfügung gestellt, gegen die man die eigene Kleidung austauschen soll. Diese Dinger sind so weit geschnitten, dass man das zu untersuchende Körperteil freilegen kann – und nur das! Es wird viel Wert darauf gelegt, die individuelle Intimsphäre so gut es geht zu bewahren.
Solltet ihr Medikamente benötigen, werden diese euch vermutlich mit der Rechnung zum Ende der Behandlung am Empfang ausgehändigt. Es kann auch ein Hinweis erfolgen, wo ihr die Sachen bekommt, also wieder sehr ähnlich wie in Deutschland.
Achtung: In Japan fühlt man sich, egal wie alt, oft wie ein kleines Kind beim Arzt. Seine Eigenverantwortung gibt man quasi beim Empfang ab und wird – meiner Meinung nach – geradezu bevormundet, wenn es um die akute oder weiterführende Behandlung geht. Wundert euch also nicht, wenn ihr bei allem an die Hand genommen werdet, das ist normal hier.
Tipp: Wer Venenprobleme hat oder anderweitig vorbelastet ist, kann in Japan NICHT hoffen, vor seinem Rückflug eine Thrombosespritze kaufen zu können!! Dass man sich solche Spritzen selbst setzen kann, wird einem Patienten nicht zugetraut, und ein japanischer Arzt würde sich tatsächlich strafbar machen, euch derartiges Gerät auszuhändigen.
Und wie funktioniert das mit der Versicherung?
Wenn ihr mit dem working holiday-Visum einreist und euch beim zuständigen Stadtamt registrieren lasst, werdet ihr gefragt, ob ihr der nationalen Krankenversicherung beitreten wollt. Da ihr ja aber bereits über eine Auslandsreisekrankenversicherung verfügt, lehnt ihr dieses Angebot freundlich ab. Das hat jedoch zur Folge, dass ihr im Falle eines Falles als Selbstzahler zum Arzt geht. Denn mit den deutschen Versicherungen haben die japanischen Ärzte natürlich nichts am Hut.
Ihr müsst also erstmal in Vorkasse gehen. (Vielleicht als Preisvorstellung: Für Untersuchung, Medikamente und zwei Röntgenbilder musste ich etwa 6.000 Yen bezahlen.) Am Ende erhaltet ihr eine – vermutlich japanische – Rechnung. Diese müsst ihr dringend aufbewahren! Nach eurer Rückkehr in die Heimat müsst ihr nämlich alle entsprechenden Belege gesammelt bei eurer Auslandsversicherung einreichen. Dann wird euch der Gesamtbetrag erstattet.
Tipp: Anders läuft es natürlich, wenn ein Krankenhausaufenthalt oder Ähnliches nötig wird – diese Summen könnt ihr nicht vorstrecken, sodass ihr in eurer Versicherungspolice entsprechende Sonderregelungen finden werdet.
Achtung: Wenn eure Rechnungen in japanischer Sprache verfasst sind, müsst ihr aller Wahrscheinlichkeit nach eine Übersetzung mitliefern! Meine Versicherung sagte allerdings, dass es ausreicht, wenn Freunde diese anfertigen. Ob das am Ende alles klappt, wird sich zeigen. 😉
Insgesamt fand ich den Arztbesuch in Japan sehr angenehm: Die Wartezeit war kurz, man hat sich wahnsinnig viel Zeit für mich genommen und nach der Behandlung ging es mir auch besser. 😉 Genau genommen hatte ich sogar den Eindruck, dass die mich – als einzige Ausländerin und deutlich jünger als alle anderen Patienten – gar nicht mehr gehen lassen wollten. Gefühlt zehn verschiedene Leute vom Pflegepersonal haben sich um mich gekümmert. Wahrscheinlich war ich auch noch Wochen später Gesprächsthema Nummer 1 in der Klinik. („Wisst ihr noch, die Ausländerin mit den BLONDEN Haaren, die hier war?“ – „Ja, und die war erst MITTE 20!“) 😉
Eine Liste mit deutsch- oder englischsprachigen Ärzten in Japan findet ihr übrigens hier: http://www.urlaubsortarzt.de/aerzte/Japan.htm
Zum Abschluss wünsche ich euch recht viel Gesundheit – egal ob in Deutschland oder anderswo. 😉
Fragen, Anmerkungen oder kurze Erfahrungsberichte sind in den Kommis wie immer gerne gesehen. (:
Kategorie: Allgemein, Katharinas Reiseblog