Das Frauenbild in Japan

| 22. Mai 2012 | 12 Kommentare

Dieses Thema finde ich persönlich sehr interessant, da es hier in Japan noch etwas anders zugeht, als bei uns zuhause. Da man hierüber aber ein Buch schreiben könnte, werde ich wohl kaum dazu kommen alles ganz genau zu beschreiben. Ich möchte mit diesem Post einen kleinen Überblick über die Situation und die Veränderung des Frauenbildes in Japan geben.

Die typische japanische Frau

Eine typische japanische Frau hat eigentlich die folgende Vorstellung vom Leben: Sie geht zur Schule, macht diese gut, heiratet möglichst schnell einen guten Ehemann und ist ab dann noch als Hausfrau tätig und passt auf ihre Kinder auf. Das, was bei uns schon fast verpönt ist und was die meisten Frauen total langweilig finden, ist hier noch total normal und fast der Standard. Man möchte früh heiraten, so mit 25 wird es Zeit. Ist man mit 30 noch nicht verheiratet, wird es peinlich. Dann beginnen die Eltern eben einen Partner für ihr Kind zu suchen, wenn das Kind es selber nicht schafft. Und es werden hier tatsächlich noch Ehen beschlossen, die über die Eltern der Kinder entstanden sind. In einem so modernen Land, wie Japan ist das kaum vorstellbar, finde ich.

Gründe für die frühe Flucht in die Ehe

Doch es ist tatsächlich so, dass viele Frauen sich gar nicht trauen sich etwas Eigenes aufzubauen und sich in eine Ehe flüchten, um keine Geldsorgen haben zu müssen. Ich nehme an, dass das vor allem bei Japanerinnen passiert, die sich wenig für das Ausland interessieren und somit gar nicht wissen, dass es auch anders geht. Dieser Ablauf wird ihnen so vorgelebt und je nach Elternhaus natürlich auch präferiert. So kommen die Mädchen überhaupt nicht auf die Idee die Karriere vor die Familie stellen zu wollen.

Wenig Frauen in Führungspositionen

Eine weitere Sache, die dieses Denken begünstigt ist sicherlich auch der japanische Arbeitsmarkt und die Tatsache, dass in den Firmen immer noch die Männer regieren. Japan ist sogar das Land mit der kleinsten Rate an Frauen in Führungspositionen. Frauen werden hier gar nicht so ernst genommen. Das ist bei uns ja manchmal auch noch so. Man braucht schon ein dickes Fell, um sich in diesem Arbeitsalltag durchzuschlagen und wer dazu keine Nerven hat, der heiratet eben und lässt den Mann zur Arbeit gehen. Ich frage mich, ob es ihnen viel ausmacht, dass sie ihren Partner nur selten zu sehen bekommen, denn er hat einen zwölf Stunden Tag, sechs Mal die Woche. Manchmal muss er vielleicht auch noch mit seinen Kollegen trinken gehen und kommt noch später nach Hause. Inwiefern ein solcher Vater wohl am Familienleben und am Alltag seiner Kinder teilnimmt? Ich finde das relativ schwer vorstellbar.

Das Problem mit der Treue

Zudem hört man immer wieder, dass die Japaner das mit der Treue in der Ehe nicht so genau nehmen. Vor allem Männer betrügen ihre Ehefrauen und die können nichts anderes tun, als das zu akzeptieren.

Stehen die Frauen vor einem Wendepunkt?

Immer mehr Frauen jedoch sehnen sich nach einem anderen Leben. Viele möchten einen Job ausüben, an dem sie Spaß haben. Heiraten ist längst nicht mehr das Ziel Nummer 1. Ein Gedanke, mit dem sich die japanischen Männer nicht allzu gut anfreunden können. Ein typischer Japaner möchte seine Frau zu Hause haben, damit sie sich dort um alles kümmert. Sie gelten außerdem als kühl und kümmern sich oftmals nicht besonders liebevoll um ihre Frauen. Es scheint als sei die Ehe nur dazu da, um einem Idealbild zu entsprechen.

Karriere, Akzeptanz und ausländische Männer

Viele Frauen haben das satt. Sie möchten einen eigenen Beruf ergreifen und Geld verdienen, damit sie nicht mehr von ihren Männern abhängig sind. Viele suchen sich einen Beruf und gründen dann eine Familie mit jemandem, den sie wirklich lieben und mit dem sie wirklich zusammen sein wollen. Dann ist die Akzeptanz auch so groß, dass die Frau ihren Beruf auch nach der Ehe weiter führen kann. Weil das mit vielen Japanern nicht möglich ist, interessieren sich immer mehr Frauen für ausländische Männer. Von vielen Freundinnen habe ich schon gehört, wie „cool“ es wäre mit einem Ausländer zusammen zu sein. Dazu, dass ein Ausländischer Mann ihnen toleranter erscheint kommt auch noch das exotische Aussehen. Ausländische Männer gefallen den Japanerinnen meistens besonders gut, weil sie so männlich wirken.

Zeit & Verständnis für einander

Ich habe mit einer Japanerin, die fest im Beruf steht und mit über 30 noch nicht verheiratet ist über dieses Thema gesprochen und sie sagt, dass ihre Arbeit ihr sehr wichtig ist und dass sie möchte, dass ihr Freund ihre Arbeit akzeptiert und anerkennt. Ebenfalls soll er Verständnis dafür haben, dass sie auch in der Ehe noch weiter arbeiten möchte. Ihr Ex Freund, ein Japaner, konnte mit diesen Vorstellungen leider nichts anfangen aber ihr neuer Freund, der auch ein Japaner ist schon, was sie sehr glücklich macht. Außerdem verbringt er viel Zeit mit ihr, auch obwohl er viel Arbeit hat. Auch das ist eine Seltenheit, denn die meisten japanischen Männer sind meistens so sehr mit ihrer Arbeit beschäftigt, dass sie für ihre Frauen oder Freundinnen überhaupt keine Zeit mehr haben.

Der Wunsch nach Bildung & Reisen

Die meisten Frauen in Japan heute gehen nach der Schule auf die Universität. Fast alle Freundinnen, die ich hier gefunden habe studieren im Moment und haben auch ganz andere Pläne, als möglichst bald zu heiraten. Eine Freundin, zum Beispiel, studiert Pharmazie und träumt davon eines Tages in London arbeiten zu können. Eine andere Freundin studiert American Studies und möchte für die japanische Botschaft arbeiten, um möglichst viele andere Länder und Kulturen kennen zu lernen und mit ihnen in Kontakt zu stehen. Sie lernt außerdem auch noch Deutsch und wird ab September ein Auslandsjahr an einer deutschen Universität verbringen. Außerdem verbringt sie hier in Japan sehr viel Zeit mit Menschen aus den verschiedensten Ländern, denn so hat sie das Gefühl irgendwie einen Anschluss an die anderen Kulturen zu finden und genau das macht ihr einfach am meisten Spaß.

Selbstverwirklichung

All diese Wünsche sind etwas, das in der japanischen Kultur sicherlich relativ neu ist. Früher standen die Frauen am Herd, heute wollen sie die Welt entdecken. Eine Veränderung, die sicherlich sehr positiv ist, von den japanischen Männern aber erst verstanden werden muss. Es geht hier um Wertschätzung und mehr Respekt gegenüber dem anderen und ich denke für den Mann ist es hier sehr wichtig zu erfahren, dass die Entwicklung der Frauen keine Untermalung seiner Männlichkeit ist, sondern, dass es die Frauen doch eigentlich zu gleichwertig wichtigen und interessanten Menschen macht, die sich selbst verwirklichen wollen.

Fazit

Diese Entwicklung des Bildes der Frauen in Japan ist sicherlich noch längst nicht abgeschlossen und schon alleine bis heute hat so viel stattgefunden, dass es definitiv weitere Untersuchungen erfordert. Ich finde dieses Thema aber wahnsinnig interessant, da es hier noch so anders ist, als bei uns und man damit aufgrund der wirtschaftlichen Stärke des Landes eigentlich gar nicht rechnet. Vielleicht macht man sich zunächst auch gar keine Gedanken darüber aber wenn man hier etwas mehr Zeit verbringt, dann fällt einem immer mehr auf, dass es hier was Liebe und Ehe angeht doch etwas anders zugeht, als bei uns. Auf das Thema Ehe würde ich in einem meiner nächsten Posts auch gerne noch näher eingehen! Stay tuned!

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Kategorie: Allgemein, Julies Reiseblog

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Kommentare (12)

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  1. Sabrina sagt:

    Ich finde die Einstellung mancher die hier kommentieren erschreckend.

    Ich finde es ist ein großer Fortschritt, dass Frauen nach Hunderten von Jahren nun immer mehr die Möglichkeit bekommen, sich selbst zu verwirklichen. Ob Kind oder Karriere, es muss eine Gleichstellung vorhanden sein! Ja, die niedrige Geburtenrate ist eine der Folgen, aber werden die Japaner doch durch bessere Lebensumstände (Sichere Nahrung, medizinische Versorgung etc.) auch immer älter, das darf man dabei nicht vergessen! Das wirkt dem Ungleichgewicht ebenfalls entgegen!
    Ja, Männer können keine Kinder kriegen, aber sie können diese versorgen und großziehen, also einfach Vater sein. Also warum sich über diese „neumodische Erscheinung“ aufregen, wenn man nicht auch einfach der Gesellschaft mehr Möglichkeiten eröffnen könnte wie den Männern eine Wahl geben mit der Vaterschaft oder Frauen die sich für beides entscheiden mehr zu unterstützen als sie vor die Wahl zu stellen?
    Eines ist sicher: Es braucht Männer die dies akzeptieren, ihre Frauen dabei unterstützen und es als Chance sehen, wie der Autor es schon benannt hat. Sonst endet es in Diskussionen wie diese hier.
    Ich bin eine erwachsene Frau und habe Karriere an erste Stelle gesetzt. Jeder Mensch hat seine eigenen Vorstellungen was ihn erfüllt ob nun Kind oder Karriere.

    • Nina sagt:

      Danke,Sabrina. Jede einzelne Frau sollte nicht nur selbst entscheiden, sondern sich schon gar nicht erklären müssen, warum sie sich gegen Kinder entscheidet. Als Mama weiß ich, wieviel Schweiß, Nerven und unbezahlte Arbeit darin steckt, Kinder großzuziehen. Es ist eben nicht selbstverständlich, dass jede Frau das mit Freuden möchte. Ganz ehrlich, sind 8 Milliarden Menschen nicht langsam sowieso genug? Sorry, aber
      die Arroganz vieler Männer ist bodenlos, nervt einfach und zeigt das eigene unreflektierte Denkmuster.
      Vielleicht sollten ja Frauen im Gegenzug mal aufstehen und darüber debattieren, welche Rechte Männern überhaupt noch zugestanden werden sollten, in Anbetracht des Zustandes, in den die Erde durch das Patriarchat hineinmanövriert wurde.
      (*höre jetzt schon das Geschrei der Männer)

  2. N. K sagt:

    Tja, durch diese „Selbstverwirklichung“ der Frauen und der Harte Arbeitsmarkt hat Japan so wenig Kinder wie noch nie. Das selbe Problem hat jedes Land wo es plötzlich heißt Frau soll Karriere machen. Und das klassische Familien Bild verpönt wird. Da kann man sich nur an den Kopf fassen. Die Rente bezahlt sich nicht von selbst und Männer alleine können keine Kinder kriegen. Und wenn man ehrlich ist, hat eine Hausfrau viel mehr Möglichkeiten sich zu verwirklichen als wenn sie Arbeitet. Irgendwie schwirrt dank der Feministin das Bild der angekettetn Hausfrau ständig in den Köpfen. So schafft man seine Gesellschaft auch gut ab.

  3. UNOwen sagt:

    Ich finde Japan hat ein sehr gesundes Frauenbild. Es fördert die klassische Konstellation und versucht nicht wie wir die Frauen in Rollen zu drängen die sie gar nicht ausfüllen wollen und denen sie auch nicht gewachsen sind.

    • Joachim Hilde sagt:

      Stimmt, es ist ja allgemein bekannt, dass alle Frauen Hausfrauen werden wollen und zu etwas anderem ja auch viel zu dumm sind. -_-

      • Max sagt:

        Sollte dann aber auch keiner ankommen und Frauen die sich wünschen einfach nur Hausfrau zu sein, sagen das sie heutzutage doch was aus sich machen muss.

      • NK sagt:

        Joachim, und jede Frau will lieber arbeiten oder was? Für was? Hobbys kann man auch als Hausfrau haben oder ist deine Vorstellung eine Angekettete Frau??? Und wer unbedingt arbeiten will kann es auch in Teilzeit. Aber Menschen wollen auch was Sinnvolles erreichen und da steht Nachwuchs für jeden Normalen Menschen über dem Arbeiten wenn er die Möglichkeit hat. Kenne keine einzige Erwachsene Frau die lieber Arbeiten will als ein Kind haben.

  4. Christina sagt:

    Die extrem niedrige Geburtenrate bei dieser altmodischen Einstellung spricht Bände.
    Es lohnt sich nicht, Frauen zu benachteiligten, denn sie scheinen in ihren frühen Ehen überhaupt nicht glücklich zu sein. Unglück macht ja nicht gerade fruchtbarer.

    • NK sagt:

      Der Geburtenrückgang liegt eben An der Neu modischen Erscheinung das man lieber Karriere macht. Durch Karriere machen kommen aber keine Kinder sondern durch Familien Gründung aber die kann man nicht gründen wenn man Karriere in Japan machen will! Also muss man sich entscheiden Kinder für die Nachwelt setzen oder buckeln bis zur Unfruchtbarkeit. Das selbe Problem hat auch Deutschland seit Vater Mutter Kind verpönt ist durch Feministin und es heißt Frau „mach was aus deinem Leben“ ich kenne keinen der was „erreicht hat“ oder aus seinen Leben „gemacht hat“ in dem er 40h in der Woche in einem Büro hockt. Gleichzeitig werden Mütter herrabt gewertet weil sie dem „Patriarchat“ beugen vornehmlich kommt das von „Feministin“ die Scheinbar vergessen haben wie Nachwuchs entsteht und wie sich die Rente finanziert. Tolle Zukunft, leider können Männer keine Kinder kriegen sonst hätten wir es einfach übernommenen wenn ihr euch dafür zu fein und schade seid.

  5. Tim sagt:

    Wie du schon gesagt hast, entspricht diese fast schon mittelalterliche Denkweise überhaupt nicht dem Bild, welches das wirtschaftlich starke und moderne Japan vermittelt.Ich als Mann kann mich hier nicht so gut in eine Frau hineinversetzen, muss aber sagen, dass ich es ganz Schlimm finde wenn ein Mensch einfach so vorgeschrieben bekommt was er zu tun und zu lassen hat. Eine Frau sollte dies für sich selbst entscheiden können. Wenn sie sich in ihrem Job engagieren möchte, sollte dies genau so auf Akzeptanz treffen, wie eine Frau die sich eher dem „traditionellen“ Weg verpflichtet fühlt.
    Danke für den tollen Eintrag, Julie! 🙂

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